Cover
Titel
Historia de los Godos. Una epopeya histórica de Escandinavia a Toledo


Autor(en)
Sanz Serrano, Rosa
Erschienen
Anzahl Seiten
651 S.
Preis
€ 32,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Eike Faber, Historisches Institut, Universität Potsdam

Aus spanischer Perspektive sind die Goten natürlich die Westgoten, die nach dem Fall des Imperium Romanum die Iberische Halbinsel in Besitz nehmen und die Herrschaft erst 711 gegen die anstürmenden islamischen Araber wieder verlieren. Obwohl Sanz also Terwingen und Greuthungen ebenso wie die Ostgoten (peripher) behandelt, liegt der Schwerpunkt ihres auf ein breiteres spanisches Publikum ausgerichteten Buches klar auf den Westgoten. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, auf drei chronologische Abschnitte folgen zwei systematisch angelegte. Der erste Teil behandelt die Herkunft der Goten („El origen de los godos“) und schließt sowohl die Plünderung Roms durch Alarich als auch die Hochzeit zwischen Athaulf und Galla Placidia am 1. Januar 414 noch mit ein. Indem sie die Anfänge und Ursprünge der Goten derart weit fasst, kann Sanz auf die durch schriftliche Quellen nur unzureichend belegte Vorzeit eingehen und trotzdem unmissverständlich deutlich machen, dass sich die entscheidenden, quellenmäßig belegten und damit historisch greifbaren Prozesse der Ethnogenese der Westgoten erst im 4. Jahrhundert auf dem Boden des Imperium Romanum vollzogen.

Der zweite Teil behandelt die Entwicklung des tolosanischen Westgotenreiches, wobei zunächst die Beziehungen der Goten zum Westen des Römischen Reiches, danach der Einfluss der gotischen Könige in Hispanien behandelt werden („Del reino godo de Aquitania al reino visigodo de Toledo“). Die politischen Probleme, die sich aus dem Zusammenleben der ‚arianischen‘ Goten mit der katholischen romanisierten Bevölkerung Hispaniens ergab, bilden den Schwerpunkt des dritten Kapitels („El reino visigodo de Toledo, 548–711“). Gewissermaßen das Scharnier dieses Teiles ist damit die Konversion Rekkareds zum Katholizismus. Die folgenden, systematisch-analytisch angelegten Teile sind die stärksten Abschnitte des Buches und die derzeit besten Darstellungen der Durchdringung ihres Territoriums durch die gotischen Könige bzw. der spätantiken / frühmittelalterlichen ‚Lebenswelt‘ der Einwohner Hispaniens. Speziell zum letztgenannten Thema kann Sanz dank eigener Grabungserfahrung aus dem Vollen schöpfen.

Im vierten Teil geht es im umfassenden Sinne um die Herrschaftsorganisation der gotischen Könige („La monarquía goda y los pueblos de Spania“). Zunächst erfolgt dazu eine Betrachtung von der Krone und der Hofadministration abwärts, anschließend eine Analyse der unterschiedlichen territorialen, militärischen und fiskalischen Einheiten, aus denen sich das Königreich vor Ort jeweils zusammensetzte. Teil fünf behandelt detailliert und zum Teile auf der Basis neuester archäologischer Ergebnisse die Lebensbedingungen der Bevölkerung („Los hombres y su medio“). Dieser Teil wird damit nochmals etwas konkreter, fast wäre es angebracht zu sagen, individueller. Sanz stellt dar, welche Spanne die materiellen Lebensgrundlagen umfassten, von der Landwirtschaft über den Handel bis hin zum Bankenwesen und der Piraterie. Soziale Gruppierungen und Gliederungen waren auf mehrfache Weise mit diesen materiellen Lebensbedingungen verschränkt; Sanz geht hierbei insbesondere auf verschiedene Rechtsstellungen und die jeweils zugehörigen Grenzen der Freiheit ein. Tatsächlich in den Bereich der ‚Lebenswelt‘ gehört der nun folgende, letzte Abschnitt. Hier werden Fragen wie das Familienleben, die begrenzte Aussagekraft der Demographie, nichtchristliche Religionen oder Häresie und Magie unmittelbar angegangen. Dass Sanz dabei ausführlich und explizit mit der Kategorie Gender arbeitet, hebt ihre Monographie noch unter den neuesten Veröffentlichungen besonders hervor (dies zeigt sich vor allem im Abschnitt „Ser mujer en un mundo de hombres“).

Abschließend ist das zu besprechende Buch uneingeschränkt als Überblick oder Einführung zum westgotischen Spanien zu empfehlen. Es ist auf den neuesten Stand und bietet guten Zugang zu weiterführender Literatur – auch die Qualität der Darstellung rechtfertigt den nicht unbeträchtlichen Mehraufwand, ein spanischsprachiges Buch heranzuziehen.

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